Drei Jungtiere in der vom Aussterben bedrohten Vaquita-Population geben Grund zur Hoffnung.
„Wenn wir die Netze aus dem Wasser holen, kann der Vaquita überleben.“ Das ist die Überzeugung von Phil Morin, Forschungsgenetiker am Southwest Fisheries Science Center der NOAA Fisheries.
Das Aufkommen des Kiemennetzes für Fische und Garnelen vor wenigen Jahrzehnten hat die Vaquitas im Golf von Kalifornien fast zum Aussterben gebracht, da sie als Beifang in den Netzen landen.
Jagd auf den Totoaba
In jüngerer Zeit haben illegal ausgebrachte Kiemennetze die Verluste noch verstärkt. Mit ihnen wird der Totoaba, ein Fisch von etwa derselben Größe wie der Vaquita, gefangen.
Die Jagd auf den Totoaba hat zu einem katastrophalen Rückgang der Kalifornischen Schweinswale (wie Vaquitas auch genannt werden) geführt, der die verbleibende Bevölkerung jedes Jahr halbiert.
Auch kleine Populationen können überleben
Doch auch nur wenige Individuen können für einen stabilen Bestand einer kleinen Population sorgen. Dazu gibt es Beispiele von anderen Tierarten wie zum Beispiel dem Narwal, dem Berggorilla oder dem in einem bestimmten Gebiet Kaliforniens einheimischen Fuchs.
Offenbar konnten in den o.g. Fällen innerhalb langer Zeiträume schädliche Mutationen ausgemerzt werden, die sonst die Gesundheit der Population gefährdet hätten.
Mithilfe der fortgeschrittenen Computertechnik lässt sich ein derartiges Szenario auch für die Vaquitas vorhersagen.
„Sie haben mindestens 250.000 Jahre überlebt“, sagt Barbara Taylor, Wissenschaftlerin am Southwest Fisheries Science Center. „Das zu wissen gibt uns viel mehr Vertrauen, dass es in naher Zukunft keine genetischen Probleme geben wird.“
Gewebe eines lebenden Vaquitas wurde analysiert
Für genetische Studien wurde das Gewebe eines lebenden Vaquitas untersucht.
Das weibliche Tier wurde im Rahmen der letzten internationalen Bemühungen von 2017 zur Rettung vom Aussterben bedrohter Arten gefangen. Leider starb es auf tragische Weise, aber seine lebenden Zellen enthüllten das vollständige und qualitativ hochwertige Erbgut.
Die genetischen Daten deuten darauf hin, dass im isolierten Lebensraum der Vaquitas im äußersten Norden des Golfs von Kalifornien vor rund 250.000 Jahren 5.000 Vaquitas gelebt hatten.
Grund zur Hoffnung
Die Freude der Forscher war groß, als sie bei ihren jüngsten Feldstudien im Herbst 2019 neun Individuen entdeckten, darunter drei Kälber.
Die robusten Jungtiere deuteten darauf hin, dass sie gesund sind. Das beweist, dass trotz nicht stark ausgeprägter genomischer Diversität und geringer Populationsgröße die Art fortbestehen kann.
„Kleine Zahlen bedeuten nicht unbedingt das Ende einer Art, wenn sie den Schutz bekommen, den sie brauchen“, ist sich Barbara Taylor sicher. „In der Naturschutzbiologie suchen wir immer nach Risiken. Wir sollten nicht so pessimistisch sein. Der Anblick dieser drei gesunden Kälber im Wasser mit ihren überlebenden Müttern sollte uns dazu inspirieren, den Schutz zu vergrößern. Dann können sich die Vaquitas wirklich erholen.“
(Quelle: Endangered vaquita remain genetically healthy even in low numbers, new analysis shows)