In einer Studie wurde herausgefunden, dass Große Tümmler über ein „episodisches Gedächtnis“ verfügen.
Das episodische Gedächtnis wird auch autobiografisches Gedächtnis genannt und ist eine Unterkomponente des Langzeitgedächtnisses.
Film unseres Lebens
Im episodischen Gedächtnis werden Ereignisse abgespeichert, die uns unmittelbar betroffen haben. Man könnte diese Abspeicherung auch als „Film unseres Lebens“ bezeichnen.
Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere verfügen über dieses Gedächtnis. Das heißt, sie können sich an Details eines früheren Ereignisses erinnern. Mit dieser Gabe können sie später eine neue Aufgabe lösen.
Großen Tümmlern wird hohe Intelligenz nachgesagt
Am 25. Juli 2022 wurden neben Menschen sowie bestimmten Tiergruppen (Hunden, Nagetieren, Kopffüßern und Vögeln) auch Große Tümmler in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung auf die Liste der Lebewesen gesetzt, die über ein episodisches Gedächtnis verfügen.
Seltsamerweise gab es auf diesem Gebiet für Delfine kaum Forschungen. Und das obwohl der Delfin von Wissenschaftlern sowie von der breiten Öffentlichkeit als eines der intelligentesten Tiere angesehen wird.
Delfine bekamen räumliche und soziale Informationen
Der Wissenschaftler James Davies von der Universität von Cambridge wollte diese Lücke schließen und führte eine Studie mit Delfinen durch.
Davies wollte herausfinden, ob die Tiere scheinbar irrelevante Details eines Ereignisses speichern können. Auf das Ereignis folgt dann eine unerwartete Aufgabe, bei der eines dieser trivialen Details erinnert werden muss, um ein Problem zu lösen.
An der Studie nahmen acht Große Tümmler teil. Die fünf männlichen und drei weiblichen Tiere waren zwischen sechs und 29 Jahre alt. Alle Delfine lebten im Zoomarine in Torvaianica (Italien).
Die acht in der Studie getesteten Delfine verwendeten zufällig codierte räumliche („wo“) und soziale („wer“) Informationen, um eine Aufgabe mithilfe einer unerwarteten Erinnerung zu lösen.
Es wurde nur ein einziger Testversuch pro Testtyp verwendet, wodurch sichergestellt wurde, dass die Delfine nicht die Möglichkeit hatten, „Regeln“ semantisch zu lernen, um den Test zu bestehen.
Die verschiedenen Trainingsphasen im Einzelnen
Jeder Delfin wurde zuerst darauf trainiert, einen Ball aus dem Wasser zu fischen. Danach musste er ihn aus der Hand einer Person holen, die den Ball sichtbar vor sich hielt.
Eine Person mit leeren Händen galt es zu ignorieren. Diese Person stand jeweils an einer anderen Stelle, die jeweils markiert war.
Die Person, die den Ball hielt, wurde immer wieder ausgetauscht, sodass sich der Delfin nicht auf eine Person konzentrieren konnte.
In einem weiteren Versuch wurden die Delfine aufgefordert, einen nicht sichtbaren Ball, der hinter einer Person versteckt war, zu holen.
In den „Wo“-Versuchen war der Ball an der gleichen Stelle wie im ersten Event versteckt, aber beide Personen waren ausgetauscht worden. In den „Wer“-Versuchen wurden die Standorte der Personen geändert, aber der Ball blieb bei der Person aus einem vorausgegangenen Test.
Beide Tests lagen mindestens 48 Stunden auseinander.
Anschauliche Grafiken zum Versuchsablauf gibt es in der Studie.
Alle Delfine trafen richtige Wahl
Alle acht Tiere wählten die richtige Stelle bei den „Wo“-Prüfungen aus. Sieben Delfine waren bei den „Wer“-Prüfungen erfolgreich (der achte Delfin traf bei dieser Aufgabe einfach keine Wahl).
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Delfine in der Lage sind, zufällige Informationen innerhalb erinnerter Ereignisse zu kodieren, abzurufen und darauf zuzugreifen, was eine Fähigkeit ist, die auf das episodische Gedächtnis beim Menschen hinweist.
Arbeitsgedächtnis wurde umgangen
Davies und seine Kollegen und Kolleginnen gestalteten den Test so, dass die Möglichkeit vermieden wurde, dass andere Arten von Gedächtnis im Spiel waren, wie etwa ihr kurzfristiges Arbeitsgedächtnis oder ihre Vertrautheit mit einem Ort oder einer Person.
(Quellen: Dolphins May Remember Personal Experiences und Episodic-like memory in common bottlenose dolphins)
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