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Europa zählt Wale und Delfine


Regelmäßig werden die Kleinwalbestände in der Nordsee und den angrenzenden europäischen atlantischen Gewässern erfasst.

Schweinswale vor Wilhelmshaven
(Foto: Frank Blache)

International einzigartige Bestandserfassung

Zur Zählung verpflichtet werden dabei die Anrainerstaaten von der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie der EU.

Das Projekt läuft unter dem Namen „Small Cetaceans in European Atlantic waters and the North Sea (SCANS-IV)“.

Diese international einzigartige Bestandserfassung wird vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) koordiniert.

Forschende aus acht europäischen Ländern haben in diesem Sommer sechs Wochen lang die vierte internationale Kampagne zur Erfassung von Schweinswalen, Delfinen und Walen durchgeführt.

Datenerhebung zum Schutz der Kleinwale

Zahlreiche menschliche Aktivitäten wie Unterwasserlärm, Beifang, Verschmutzung, Schifffahrt und der Verlust von Lebensraum bedrohen Kleinwale. Um die Tiere schützen zu können, ist es hilfreich, zu wissen, welche Walarten in welcher Anzahl in welchen Gewässern leben.

Diese insgesamt vierte Bestandserfassung der SCANS-Reihe, die 1994 begann, wird repräsentative und robuste Daten für regelmäßig in den ausgewählten Gewässern vorkommende Walarten liefern und ermöglicht Schätzungen zur Dichte und Anzahl der Gesamtpopulationen.

Zählung von Walen per Flugzeug und vom Schiff

Das Forschungsgebiet ist 1,4 Millionen Quadratkilometer groß, reicht von Südnorwegen bis zur Straße von Gibraltar und erstreckt sich bis zu den Gewässern westlich von Schottland.

Über einen Zeitraum von sechs Wochen flogen acht Teams in Flugzeugen das Gebiet systematisch entlang festgelegter Linien ab. Die Gesamtfläche wurde dafür in über 40 Untersektoren unterteilt.

Für das Gebiet im Golf von Biskaya setzten die Forschenden ein Forschungsschiff ein, da es für Flugzeugeinsätze zu weit vom Festland entfernt liegt. Zusätzlich erfolgten vom Schiff aus akustische Erfassungen.

Im untersuchten Gebiet gibt es etwa 1,5 Millionen Wale

Die gesammelten Daten und Ergebnisse werden die Forschenden am Ende des Projekts im Jahr 2024 veröffentlichen.

Im Jahr 2023 werden sie eine erste Schätzung bekannt geben.

Die bisherigen drei SCANS-Erfassungen aus den Jahren 1994, 2005 und 2016 ergaben, dass es in dem untersuchten Gebiet etwa 1,5 Millionen Wale gibt.

Gesamtzahl der Schweinswale hat sich kaum verändert

Die Gesamtzahl der Schweinswale hat sich von 1994 bis 2016 kaum verändert. Trotzdem sind deutliche Populationsverschiebungen von Schweinswalen aus nördlichen in südliche Gebiete ersichtlich.

Zudem verzeichneten einzelne Populationen, wie der Schweinswal in der Keltischen und Irischen See, einen starken Rückgang.

Über die genauen Gründe sind die Forschenden noch unsicher. „Neben erhöhtem Beifang kommt auch das regional wechselnde, eventuell auch zunehmend verminderte Beuteangebot, und die steigenden menschlichen Einflüsse in Frage“, so die Meeresbiologin Dr. Anita Gilles vom ITAW.
(Quelle: Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung)

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