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Walfangschiffe fahren wieder los


Gestern verkündete die isländische Ministerin für Fischerei, Landwirtschaft und Lebensmittel – Svandís Svavarsdóttir -, das befristete Verbot des Walfangs in den Gewässern Islands nicht zu verlängern.

Walfangschiffe in Island
(Foto: Oliver Schmid)

In Erwartung einer solchen Nachricht waren bereits am 30. August 2023 zwei isländische Walfangschiffe des Walfangunternehmers Kristján Loftsson ausgelaufen, die ab heute, 1. September, mit dem Walfang fortfahren und Finnwale töten können.

Jagd ist an Bedingungen geknüpft

In der Verlautbarung des Entscheids wies die isländische Fischereiministerin darauf hin, dass an die Fortsetzung der Jagd Bedingungen geknüpft sind, Tötungszeiten zu reduzieren und Tötungsmethoden zu verbessern.

Die Zwangspause für den Walfang war erst zu Beginn der diesjährigen Jagdsaison in Kraft getreten.

Das bis Ende August 2023 geltende Verbot war von der isländischen Regierung erlassen worden, nachdem die eigenen Untersuchungen gezeigt hatten, dass die Jagd grausam erfolgt und nicht mit den isländischen Gesetzen in Einklang steht. (Siehe hierzu auch den Meeresakrobaten-Beitrag Waljagd vorübergehend ausgesetzt.)

Koalitionspartner kritisieren Fischereiministerin

Das Walfang-Aussetzungsverbot war bei den Koalitionspartnern von Svavarsdóttir auf scharfe Kritik gestoßen. Es wurde ihr eine Verletzung des Verwaltungsrechtes vorgeworfen. Manche Politiker dachten sogar über einen Misstrauensantrag gegen die Ministerin nach.

Gibt es eine neue Walfangquote?

Die aktuelle Aufhebung des Jagdverbots könnte die Debatte über den Walfang auf Island generell erheblich negativ beeinflussen. Gegen Ende des Jahres wird Island entscheiden, ob es sich selbst neuerlich eine Walfangquote für fünf Jahre gewährt oder nicht.

„Qualfang“

„Es ist sehr bitter, dass diese grausame Praxis wieder zugelassen wurde. Wir sind sehr von dieser Entscheidung enttäuscht, die den klaren Fakten widerspricht, die der Regierung und der Bevölkerung Islands vorliegen. Auch ist davon auszugehen, dass die Walfänger die Auflagen nicht erfüllen werden. Diese grausame, unnötige und rückständige Praxis muss aufhören“, sagt Nicolas Entrup, Direktor Internationale Zusammenarbeit bei OceanCare.

Wird aus dem Walfang erneut ein „Qualfang“, wenn die Tiere weiterhin einen langen Todeskampf erleiden müssen?

Walfang in Island in den letzten Jahren

In den Jahren 2019, 2020 und 2021 wurden keine Finnwale getötet. Im darauffolgenden Jahr wurde die Jagd wieder aufgenommen und 148 Finnwale mussten ihr Leben lassen. Die Jagdsaison umfasst die Sommermonate etwa von Mitte Juni bis Mitte September.

Island und die Internationale Walfangkommission (IWC)

Island war Mitglied der IWC seit ihrer Gründung 1946. Im Jahr 1982 legte es keinen formellen Vorbehalt gegen das Verbot des kommerziellen Walfangs („Moratorium“) ein. Allerdings jagte Island, ähnlich wie Japan, unter Berufung auf Art. VIII („wissenschaftliche Zwecke“) weiterhin Finn- und Seiwale.

Nach internationalem Druck und Handelsbeschränkungen verließ der nordische Inselstaat allerdings 1992 die IWC und stellte den Walfang ein. Etwa zur selben Zeit begann die Entwicklung der Walbeobachtungsbranche in Island.

Vorbehalt gegen Moratorium

Unter anderem aufgrund der intensiven Bemühungen der Pro-Walfang-Staaten, das Moratorium aufzuheben, trat Island der IWC im Jahr 2002 wieder bei, und zwar mit einem Vorbehalt gegen das Moratorium. Dieser Schachzug war mehrmals zuvor von der IWC noch abgewiesen worden.

Durch den Beitritt mit Vorbehalt gegen das Moratorium setzte Island einen Präzedenzfall im Völkerrecht, der von vielen IWC-Mitgliedstaaten bis heute nicht akzeptiert worden war.

Blühende Walbeobachtungsbranche

Etwa zwei Jahrzehnte später könnte die Welt dem endgültigen Ende der vorsätzlichen Tötung von Walen in isländischen Gewässern entgegensehen. Das Land könnte in eine neue, friedvolle Koexistenz mit Walen eintreten, von der die isländische Wirtschaft schon bisher in Form einer blühenden Walbeobachtungsbranche profitierte.

Damit würden Norwegen und Japan als einzige Staaten mit kommerziellem Walfang zurückbleiben.
(Quellen: Pressemitteilung von OceanCare und Iceland Review)

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