Ich habe mir am 17. September 2011 im SWR die Dokumentation „Das Lächeln der weißen Wale“ angesehen. Der Film, der ursprünglich für den BR gedreht wurde, hat mir sehr gut gefallen.
Beluga-Population lebt in Flüssen
Die gebürtige Italienerin Manuela Conversano erforscht seit mehreren Jahren die Belugas (weißen Wale) im St. Lorenz-Strom und im Saguenay-Fluss (beide im Nord-Osten Kanadas). Dieses Flusssystem wurde in der Eiszeit vom Atlantik abgetrennt, da sich viele Eisberge vor der Mündung ins Meer aufgetürmt hatten. Nachdem das Eis wieder getaut war, verließen nicht alle Belugas die Flüsse, um endlich wieder im offenen Meer schwimmen zu können, sondern eine Population blieb. Es sind heute ca. 1.100 Tiere, die sich im St. Lorenz und im Saguenay das ganze Jahr über aufhalten. Es handelt sich um die am weitesten südlich angesiedelte Population. Im 19. Jahrhundert sollen hier noch 7.800 Belugas gelebt haben.
3 Wasserschichten sorgen für viel Futter
Mit ihrer etwa 15 cm dicken Haut und einer darunter liegenden 20 cm dicken Speckschicht können die Belugas sehr gut in den eiskalten arktischen Gewässern überleben. Trotzdem hat es die St.-Lorenz-Population vorgezogen, im Flusssystem zu bleiben. Warum? Die Rangerin Manuela erzählt, dass es in den beiden Flüssen drei Wasserschichten gäbe, die sehr nährstoffhaltig seien und für einen reichlich gedeckten Tisch sorgen würden (etwa 100 verschiedene Beutetierarten werden von den Belugas gejagt, vornehmlich aber Lachse, Dorsche und Tintenfische). Es handelt sich um die obere Süßwasserschicht, die aus dem Landesinneren kommt. Darunter folgt eine „Misch-Schicht“, die etwas salzhaltig ist, und darunter befindet sich Salzwasser aus dem Atlantik. Die Wassertemperatur beträgt ca. 4 Grad Celsius. Dieses Schichtsystem und die Temperatur sind dafür verantwortlich, dass in den beiden Flüssen Lebewesen vorkommen, die es sonst nur im Meer gibt.
Belugas sterben an Umweltgiften
Die Belugas schwimmen meist in Gruppen bis zu 10 Tieren. Wenn eines der Tiere stirbt, bleiben die anderen noch lange in seiner Nähe, bis sie schließlich wieder weiterziehen. Leider gibt es immer wieder Todesfälle unter den Belugas. Untersuchungen haben gezeigt, dass sie vor allem an Umweltgiften sterben, die von Großstädten (Montreal, Quebec usw.) in den Fluss geleitet werden. Diese Gifte lagern sich in der Speckschicht der Tiere ein. In Zeiten, in denen die Tiere weniger Nahrung zu sich nehmen, versorgt sich der Körper aus diesen Fettreserven und nimmt die giftigen Stoffe auf. Sogar das Insektizid DDT findet man heute noch in verendeten Belugas, obwohl das Gift bereits vor mehreren Jahrzehnten aus dem Verkehr gezogen wurde … Dazu kommen außerdem moderne Flammschutzmittel, die in der Textilien-Produktion eingesetzt werden.
13 verschiedene Wal- und Delfinarten
Der Saguenay ist nur 70 km lang, der St-Lorenz-Strom dagegen 1.000 km. Letzterer ist fast überall 300 m tief. Dort wo die beiden Flüsse zusammenfließen, beträgt die Wassertiefe jedoch nur 25 m. Kurz vor der Mündung ins Meer tummeln sich insgesamt 13 verschiedene Delfin- und Walarten im Fjord. Das große Nahrungsangebot lässt die Waltiere immer wieder in dieses Gebiet schwimmen. Im Gegensatz zu den Belugas sind die anderen Walarten jedoch nicht ortsansässig und haben daher auch nicht so viele Umweltgifte im Blut wie die weißen Wale.
Belugas sind sehr neugierig
Manuelas Arbeitsort ist der Saguenay-Meeresnationalpark, in dem mittlerweile bis zu 300.000 Whale-Watcher im Jahr Belugas und andere Meerestiere (Kegelrobben, Seehunde usw.) beobachten. Die Belugas sind nicht scheu, sondern sehr neugierig. Sie nähern sich den Booten, um ihre Haut am Rumpf oder an Schiffsleitern zu reiben. Durch dieses Verhalten wollen sie Parasiten los werden. Manuela freut sich über die vielen Walfreunde, die mit ihrem Interesse auch den Schutz der Tiere unterstützen. Allerdings bedauert sie, dass oft Schutzmaßnahmen unterlaufen werden und die Tiere durch den Schiffsverkehr gefährdet sind.