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Keine Orca-Nachzuchten mehr


Wie das Unternehmen SeaWorld bekannt gibt, wird die Nachzucht der Orcas eingestellt.

Orcas in Antibes (Foto: Rüdiger Hengl)

Orcas in Antibes (Foto: Rüdiger Hengl)

Die Tiere, die derzeit noch in den verschiedenen Einrichtungen leben, werden die letzten ihrer Art in menschlicher Obhut sein.

SeaWorld passt sich – laut eigenen Angaben – mit diesem Entschluss dem neuen Zeitgeist an.

400 Millionen Gäste

400 Millionen Gäste haben die Orcas (auch Schwertwale genannt) im Lauf der Zeit in SeaWorld gesehen. Joel Manby, President und Chief Executive Officer von SeaWorld Entertainment, Inc., drückt seinen Stolz darüber aus, dass er so viele Menschen die wunderbaren Meeressäuger nahe gebracht hat. SeaWorld habe mit dazu beigetragen, dass Orcas zu den beliebtesten Meeressäugetieren auf der Welt wurden.

Schon lange keine Wildfänge mehr

Stolz kann SeaWorld auch darauf sein, dass seit ungefähr 40 Jahren kein einziges Tier mehr der Wildnis entnommen wurde. Die meisten Orcas wurden in SeaWorld geboren.

Das letzte Baby wird in diesem Jahr erwartet

Takara aus SeaWorld San Antonio wurde im letzten Jahr trächtig. Sie wird wohl das letzte Orca-Baby in SeaWorld austragen. Takara selbst wurde 1991 in SeaWorld San Diego geboren.

Besucher sollen künftig in sogenannten Bildungsbegegnungen die riesigen Meeressäuger anders erleben.

SeaWorld soll größter Meerestierschützer werden

SeaWorld hat sich außerdem verpflichtet, in den kommenden fünf Jahren eine führende Meerestier-Rettungsstation zu werden. Dafür sollen 50 Millionen US-Dollar ausgegeben werden. SeaWorld wird sich für ein Ende des Tötens von Walen und Robben einsetzen. Zudem soll das grausame „Shark Finning“ (Abschneiden der Hai-Finnen bei lebendigem Leib) mithilfe von SeaWorld beendet werden.

Große Ziele, die in der heutigen Zeit mit den vielen Umwelt- und Tierschutz-Problemen größte Unterstützung erfahren sollten.
(Quelle: SEAWORLD)

Lesetipps

* Seaworld verzichtet künftig auf Orcas
* Über die Orca-Haltung auf Teneriffa

9 Kommentare

  1. Ich sehe das Ganze durchaus zwiespältig. Zum Einen ist die Orca-Haltung ein Segen für die Wissenschaft; ohne die Tiere in menschlicher Obhut hätte man nicht einmal ansatzweise das heutige Wissen über die Schwertwale. Auch die Wirkung auf das Publikum („Edutainment“) und die (positiven) Folgen für den Tier- und Meeresschutz ist keinesfalls zu unterschätzen.

    Allerdings muss man faierer Weise auch sagen, dass SeaWorld sich zu keinem Zeitpunkt darum gerissen hat, Orcas zu halten. Vielmehr wurden ihnen die ersten Tiere (unter anderem der berühmt-berüchtigte Bulle Tillikum) von der US-Tierschutzbehörde „aufgedrückt“, da diese eine absolut untragbare Schwertwal-Haltung auflösen wollte und musste (zumal die bankrott war).
    Für SeaWorld bedeutete dieser unerwartete „Fang“ erst einmal immense Investitionen, aber auch eine neue, einträgliche Attraktion. Wie ernst man andererseits die Aufgabe dann genommen hat, zeigt sich auch daran, dass SeaWorld sehr schnell eine erfolgreiche Zucht aufbauen konnte. Was durchaus auch dafür spricht, dass es den Tieren wohl recht gut geht – die (enorm hohe) Jungtierüberlebensrate ist da ein sehr deutliches Indiz!

    Was SeaWorld aber meines Erachtens verschweigt, ist die schwer zu übersehende Tatsache, dass inzwischen schlicht keine Kapazitäten mehr vorhanden (und auch kaum absehbar) sind, um weitere Orcas aufzunehmen und unter akzeptablen Bedingungen zu halten. Das Ende der Nachzucht ist also nicht nur den Protesten von Aktivisten zu verdanken (auch wenn man diesen wohl den vermeintlichen Erfolg lässt), sondern wohl in erster Linie Sachzwängen geschuldet.

    Andererseits geht SeaWorld damit erst einmal keinerlei Risiko ein. Die Tiere der letzten beiden Generationen sind noch mindestens 40 – 50 Jahre gebärfähig. Damit kann – unter geänderten Gegebenheiten – die Nachzucht jederzeit wieder aufgenommen werden.

    geschrieben von Norbert
    1. Norbert, du bringst da einen neuen Aspekt in die Diskussion, den ich hochinteressant finde. Vielen Dank! Auch ich stehe dem Ganzen zwiespältig gegenüber.

      geschrieben von Susanne
  2. Die Orca-Haltung aus vergangenen Jahrzehnten hat viel dazu beigetragen die Sicht auf die Orcas zu verändern. Viele Menschen hatten plötzlich die Möglichkeit dieses prächtige Tier mit eigenen Augen zu sehen und zu erkennen, dass es sich nicht um einen „Killer“ handelt, sondern um einen intelligenten Meeressäuger mit sozialen Strukturen. Der heutige Walschutz und auch die Whale-Watching-Anbieter haben der Orca-Haltung viel zu verdanken. Doch dieser („Haupt“-)Verdienst liegt viele Jahrzehnte zurück und es wird Zeit neue Wege einzuschlagen. Die Zucht der Orcas einzustellen ist bestimmt keine optimale Lösung, aber wenn man auf die Orca-Haltung in der Zukunft verzichten möchte, muss ein erster Schritt gemacht werden. Kein Becken kann groß genug (abgesehen von vielen anderen Faktoren) sein, um ein so großes Tier auch nur ansatzweise artgemäß halten zu können. ich kann deshalb die Entscheidung von Seaworld nur begrüßen. Seaworld macht, meiner Meinung nach, in vielen Bereichen (z.B. der Rettung von gestrandeten/verletzten Tieren und vieles mehr) einen guten Job und wird mit einem z.T. neuen Konzept – ohne Orcas in der Zukunft – weiterhin viele begeisterte Besucher anziehen.

    geschrieben von Frank Blache
    1. Auch dir ein herzliches Dankeschön für deine Einschätzung, Frank. Es ist toll, dass hier so fleißig diskutiert wird!

      geschrieben von Susanne
  3. So schön diese Tiere aussehen und so gern viele Leute Orcas ankucken wollen – so finde ich doch diese Entscheidung richtig. Die großen Delfine besitzen zwischen dem zehn- und Zwanzigfachen der Masse eines Tümmlers und hier denke ich wirklich, dass sich eine Gruppe davon kaum artgerecht in den vorhandenen Becken halten lässt.

    Frage an die Meeresakrobaten: gibt es unter den Schwertwalen überhaupt eine standorttreue Küstenform wie bei den Tümmlern, die sich für eine Haltung prinzipiell eignen würde?

    geschrieben von Oliver
    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, Oliver!
      Auch bei den Schwertwalen gibt es standorttreue Küstenformen. Man denke nur an die Pods von Vancouver Island bzw. Washington. Aber auch die Orcas von Kamchatka/Russland sind identifiziert, also ortstreu.

      Der größte Teil an gehaltenen Orcas in den USA und Frankreich sowie auf Teneriffa ist jedoch in Delfinarien geboren.

      Ich denke, dass Orcas ähnlich anpassungsfähig sind wie Große Tümmler. Das beweist Morgan ganz gut. Sie wurde ohne Familie gefunden und hat sich nun gut in die bestehende Gruppe im Loro Parque eingefügt.

      Trotzdem muss ich dir recht geben. Auch für mich ist die Orca-Haltung – alleine wegen der Größe der Tiere – grenzwertig. Was mich einigemaßen beruhigt, ist jedoch, dass in Frankreich, auf Teneriffa und in den SeaWorld-Einrichtungen schon jahrzehntelang auf Wildfänge verzichtet wird.

      geschrieben von Susanne
      1. Ja, das mit der eigenen Nachzucht ohne Wildfänge ist mir auch positiv aufgefallen.
        Ein Problem, das ich beim „Auslaufen lassen der Orca-Haltung“ sehe ist, dass die Populationen im Lauf der Zeit immer kleiner werden und die letzten Orcas irgendwann dann doch recht einsam sterben. Die Tiere sind ja doch sehr gesellig und brauchen einen „Familienverband“.

        geschrieben von Oliver
  4. Ich war schon dabei einen Kommentar zu verfassen, aber das artete beim Schreiben dann schon eher zu einer kompletten Analyse aus – also viel zu umfangreich. Aber ich tippe es trotzdem mal, vielleicht wird ja was taugliches für die Meeresakrobaten draus.
    Denn ob das, was bei „Tierschützern“ jetzt Freude auslöst, auch für die Tiere ein Grund zur Freude wäre, scheint mir eher zweifelhaft.

    geschrieben von Dani
    1. Hallo Dani! Auf deine Analyse freue ich mich schon! Deine Beiträge sind immer eine Bereicherung für die Meeresakrobaten!

      geschrieben von Susanne

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