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Harsche Worte über Delfine


Der Tierfilmer Robert Marc Lehmann gibt im Frühstücksfernsehen Beobachtungen und Meinungen preis, die manche Delfin-Freunde lieber gar nicht hören oder wissen wollen.

Große Tümmler in Neuseeland
(Foto: S. und C. Dürsch)

Sind Delfine „Ar…“?

Laut Lehmann herrscht zwischen Mensch und Delfin ein großes Missverständnis. Denn Flipper und Co. sind alles andere als Schmusetiere. Er nennt Delfine „Arschlöcher“, die nicht nur ihresgleichen, sondern manchmal auch Menschen attackieren.

Der Meeresbiologe ist für seine packenden Vorträge in den Medien, an Universitäten und Schulen bekannt. Doch seine reißerischen Worte in der Sendung „Frühstücksfernsehen“ haben mich dann doch etwas gewundert, zumal sie von einem Meeresbiologen stammen, von dem ich etwas mehr Seriosität erwartet hätte.

Aber heutzutage ist es nun mal leider so, dass nur Provokationen und spektakuläre Schlagzeilen für hohe Einschalt- oder Klickquoten sorgen.

Lehmanns „Fakten“ bzw. Beoachtungen

  • Delfine retten keine Menschen.
  • Delfine greifen Menschen an, drehen ihnen den Arm um, werfen Surfer vom Brett, versuchen sich mit Schwimmern im Wasser zu paaren.
  • Aus menschlicher Sicht wären Delfine Vergewaltiger, weil sie Weibchen bedrängen. Sogenannte Bachelors isolieren ein Weibchen von der Gruppe und „vergewaltigen“ dieses über Wochen, bis es entweder tot ist oder die „Junggesellen“ das Interesse an ihm verloren haben.
  • Es gibt tausend Unfälle mit Delfinen pro Jahr.

Wenn man die Emotionsladung, mit der man in o.g. Video konfrontiert wird, an sich abprallen lässt und sich nur auf den Inhalt konzentriert, muss man allerdings zugeben, dass einige Beobachtungen durchaus stimmen und belegt sind. Siehe zum Beispiel die MEERESAKROBATEN-Artikel Delfine können auch anders und Kindstötungen bei Delfinen.

5 Kommentare

  1. Mir haben Roberts Aussagen imm Frühstücksfernsehen auch nicht gefallen (ansonsten halte ich recht viel von seiner Arbeit und seinen Vorträgen), aber die Formulierung von Benjamin „ungebildete Normalbürger“ ist mindestens genauso daneben!

    geschrieben von Frank Blache
    1. Wieso ist das daneben? Wenn der Beitrag nunmal so gestrickt ist, als würde man nur „ungebildete Normalbürger“ unterhalten wollen. Das ist nur eine Feststellung, keine Darstellung, ob die Zuschauer nun tatsächlich ungebildet sind oder nicht. Aber der Stil des Beitrags zielt doch ab auf „ungebildete“. In diesem Sinne habe ich das Frühstücksfernsehen kritisiert, nicht den Zuschauer. Wenn das missverstanden wurde, bitte ich um Entschuldigung.

      geschrieben von Benjamin
  2. Danke für deinen Kommentar, Benjamin. Robert Marc Lehmann ist ziemlich bekannt.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Marc_Lehmann
    Er kommt nicht nur im Frühstücksfernsehen, sondern auch in anderen Programmen. Vor allem seine Tätigkeit als Forschungstaucher ist populär. Die tausend Unfälle pro Jahr nehme ich Lehmann aber auch nicht ab. Originalpublikationen über Delfine sind leider nicht so beliebt wie populistisch aufbereitetes Mediengedöns. Erstgenanntes wird von Menschen, die vom Fach sind oder die tatsächlich am Leben der Delfine interessiert sind, gelesen. Letzteres wird von der breiten Masse verschlungen – genauso wie andere unhaltbaren Behauptungen wie z.B. Delfine leiden in Zoos usw. Es muss sich eben nur immer recht schön gruselig und spektakulär anhören …

    geschrieben von Susanne
    1. Forschungstaucher schön und gut, aber so wie das Delfinthema im Frühstücksfernsehen hat das nichts mit wissenschaftlicher Arbeit zu tun, sondern nur mit völlig verzerrter Darstellung seriöser wissenschaftlicher Arbeit für den Medienkonsum des ungebildeten Normalbürgers, der jetzt anstatt was zu lernen noch mehr dummes Zeugs gelernt hat. Davon sollte ein Meeresbiologe die Finger lassen. Ich finde es unverantwortlich, so schadet man der ernsthaften Forschung und auch der Akzeptanz zum Artenschutz. Das Delfine keine Engel sind ist klar, aber wer bitte schön macht sich denn die Mühe, „Arschlöcher“ zu schützen? Das ist völlig daneben.

      geschrieben von Benjamin
  3. Also, bitte entschuldigt, aber jetzt muss ich auch mal harsche Worte verwenden: Wer guckt denn so einen Scheiß wie das Frühstücksfernsehen?

    Und die Fakten von diesem Biologen, von dem ich noch nie etwas gehört habe?

    – Es sind mehrfach Fälle bezeugt und beschrieben worden, in denen Delfine Menschen gerettet haben. Aus welchem Antrieb dies nun geschah, ist dabei zweitrangig. Delfine haben mehrfach Menschen vor Haien geschützt und Ertrinkende an die Oberfläche gestoßen.

    – Natürlich greifen Delfine Menschen an. Das sind aber Einzelfälle und meist durch Fehlverhalten des Menschen ausgelöst, also wenn man sich z.B. einem Jungtier nähert oder unbedingt die Tiere anfassen will. Und manchmal sind jüngere Männchen auch sexuell etwas „neugierig“, vor allem weil menschliche Schwimmer im Wasser sehr passiv wirken, also exakt so, wie ein paarungsbereites Weibchen sich verhalten würde. Und dann dieser eine Fall, wo ein Surfer vom Brett gestoßen wurde? Ganz ehrlich, der stand auf seinem Brett leider genau im Weg einer ganzen Delfinschule, also hat ein Delfin dieses Hindernis eben vorsichtshalber aus dem Weg geräumt, evtl dabei auch Jungtiere geschützt. Das muss man nun wirklich nicht aufbauschen.

    – Dieses ewige Geleier mit der Vermenschlichung und Vergewaltigung geht mir echt auf die Nerven. Das ist angeborenes Verhalten. Erstens, Delfinmännchen isolieren Weibchen, die in Hitze kommen können oder sind. Diese bewachen sie dann, bis es soweit ist und paaren sich dann mit ihr. Ihr wird dabei aber nicht über Wochen – entschuldigt bitte wieder die Wortwahl – das Hirn rausgevö…. Schon gar nicht bis es tot ist, was hätte das denn für einen Sinn.

    – Tausend Unfälle mit Delfinen pro Jahr. Na die Statistik möchte ich doch gerne mal sehen. Populistischer Mist genau wie auch die übertriebene Angst vor Haien.

    Ganz fürchterlich schwache Arbeit, die man nicht wissenschaftlich nennen kann. Solche Biologen braucht es nicht. Da hält man sich lieber an die Originalpublikationen zu diesen Themen, in denen exakt beschrieben, was wie wo und wie oft passiert ist. Denn alle diese Beobachtungen sind bislang nur äußerst selten gemacht worden oder sogar Einzelfälle, und das in gerade einmal zwei-drei Populationen. Also auf jeden Fall schonmal fürs Frühstücksfernsehen nicht aussagekräftig. Die sollten sich lieber wieder auf das konzentrieren, was beim Frühstück wichtig ist, also Metallspäne und Fingernägel in Cornflakes-Packungen und Salmonellen im Ei bis zur Diskussion, ob Kaffee nun gesund ist oder nicht.

    geschrieben von Benjamin

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