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Den Gärtnern der Meere abgeschaut


Wale düngen mit ihren Fäkalien die Meere, weil der Kot der Giganten wichtige Nährstoffe für Pflanzen und Tiere enthält.

Buckelwal (Foto: Stephanie und Detlef Müller)

Aus dieser Erkenntnis heraus wollen Wissenschaftler ein ungewöhnliches Experiment starten.

Künstliche Düngung

Es sollen künstliche Wal-Exkremente im Indischen Ozean ausgestreut werden.

Ein internationales Forscherteam von der Universität Cambridge erhofft sich davon, dass der Bestand der Fische anwächst und nährstoffarme Meeresökosysteme sich wieder erholen.

Auch dem Klimawandel könnte so entgegengewirkt werden, wenn mehr gedeihende Pflanzen (Phytoplankton) der Atmosphäre CO₂ entziehen.

Gärtner der Meere

Zoologen der Universität Harvard erkannten bereits vor über zehn Jahren, wie wichtig die sogenannte Walpumpe für die Ökosysteme ist.

Mit ihren Ausscheidungen treiben Wale den Nahrungskreislauf in den Meeren an.

Sie fressen in der Tiefe kleine Krustentiere (Krill) und scheiden stickstoffhaltige, verdaute Nahrung im warmen Oberflächenwasser aus. Da der Druck in 300 Metern Tiefe zu hoch ist, müssen die Wale immer wieder nach oben kommen, um dort zu atmen und sich zu erleichtern.

Wenn Sonnenlicht auf die Exkremente fällt, wächst dort Phytoplankton.

Manche Meeresbiologen betiteln Wale wegen ihrer wichtigen Aufgabe im Ökosystem als „Gärtner der Meere“.

Künstlicher Walkot besteht aus Reishülsen

Da der Walbestand in den vergangenen Jahrhunderten durch den Walfang massiv eingebrochen ist, gibt es zu wenig Nährstoffe in den Meeren.

Die Forscher wollen den künstlichen Walkot unter anderem aus gebackenen Reishülsen herstellen, der mit den notwendigen Nährstoffen vermengt wird. Bezogen wird das Abfallprodukt aus einer Reisfabrik nahe der indischen Stadt Goa.

Mit den Reishülsen gelangt ein Gemisch aus Nitraten, Silikaten, Phosphaten und Eisen an die Meeresoberfläche, wo es verteilt wird.

„Ich weiß nicht, ob das Experiment die endgültige Antwort sein wird“, gibt Forscher David Anthony King zu bedenken. „Aber wir wollen es versuchen, solange es keine potenziellen Schäden für die Ozeane gibt.“

Ausgebracht wird der künstliche Walkot zunächst auf einer kleine Fläche. Sollte das Experiment gelingen, könnten die Fäkalien gezielt vor Küsten verstreut werden und dort den Fischbestand steigern.
(Quellen: SPIEGEL Wissenschaft, GEO und NATIONAL GEOGRAPHIC)

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