Da Wale und Delfine in der Regel nur ein Minimum ihres Lebens an der Wasseroberfläche verbringen, sind sie unter Wasser einer ständigen Geräuschkulisse ausgesetzt.
Schiffe erzeugen ein lautes Brummen und Wummern. Während die Walgesänge immer mehr verklingen, nimmt die Lautstärke der Schiffe immer mehr zu.
Wie der Krach im Meer den Walen zusetzt
In der NDR-Doku Wie der Krach im Meer den Walen zusetzt erfährt der Zuschauer, dass für die Meeresbewohner die Geräuschkulisse unter Wasser ähnlich laut sein muss wie für Menschen, die an einer Autobahn leben.
Riesige Welthandelsflotte
In der Welthandelsflotte bewegen sich bis zu 100.000 Frachter, Containerschiffe, Tanker, Kreuzfahrer und Fähren pro Tag.
Der Lärm an den im Durchmesser bis zu zehn Metern großen Schiffspropellern entsteht durch Bläschen und Wirbel. Weniger Krach produzieren bearbeitete Propeller, die das Wasser verwirbeln.
Ein Propeller für ein 380 Meter langes Schiff wiegt bis zu 90 Tonnen. Bei MMG werden pro Jahr 100 Propeller zwischen fünf und zehn Metern Durchmesser entwickelt und gegossen.
Das Gehör der Schweinswale wird geschädigt
Wie Untersuchungen gezeigt haben, stören der Schiffspropellerlärm, der Bau von Unterwasserfundamenten und Sprengungen das sensible Gehör der Ostsee-Schweinswale. Sie fliehen oder sinken ab. Während der Störung geben sie keine Geräusche von sich. Sie werden beim Fressen unterbrochen und können deshalb nur wenig Energie auftanken.
Statistisch gesehen erreicht in der westlichen Ostsee nur noch jeder dritte weibliche Schweinswal die Geschlechtsreife.
Bioakustik
Die Biologin Heike Vester von Ocean Sounds hat sich auf auf das Sozialverhalten und die Bioakustik mariner Säugetiere spezialisiert. Sie beobachtete in Nordnorwegen, dass der Unterwasserlärm inzwischen so groß ist, dass Blauwale nur noch über ein Zehntel der Strecke wie vor 75 Jahren miteinander kommunizieren können. 1950 betrug die Reichweite der Laute noch 1.600 Kilometer.
Die Anzahl der Fischtrawler, Frachtboote und Sportboote nimmt auch in Nordnorwegen zu.
Ein Sportboot hört man vielleicht eine Minute lang. Ein Frachtschiff tönt über eine Stunde und das über fünf Kilometer weit, erklärt Vester in der Doku.
Kollidiert ein Delfin mit einem Sportboot, kann dieser Zusammenstoß mit einem Wildunfall an Land verglichen werden.
Lärmkarten
Lärmkarten zeigen, wo die Belastung besonders hoch ist. Daraus entstehen manchmal Umleitungen von Routen um ein Schutzgebiet.
Auch Geschwindigkeitsbeschränkungen und ein Rabatt der Hafengebühren, wenn das Schiff besonders leise ist, könnten Abhilfe schaffen.
Es gibt zwar noch keine Gesetze für weniger Unterwasserlärm. Aber die großen Propeller-Hersteller (wie zum Beispiel MMG) forschen an Optimierungen.
(Quelle: Wie der Krach im Meer den Walen zusetzt )
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