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Der Kleine Schwertwal


Zu den am häufigsten strandenden Delfinen gehören neben Gemeinen Delfinen und Grindwalen die Kleinen Schwertwale.

Gestrandete Kleine Schwertwale in Südafrika (Foto: Kaia Kohrs)

Gestrandete Kleine Schwertwale in Südafrika (Foto: Kaia Kohrs)

Wie die Delfinschutzgesellschaft WDC/München berichtet, sind erst vor kurzem in Chile ca. 50 Kleine Schwertwale gestrandet. Ein Teil von ihnen konnte offenbar durch beherzte Helfer (unter ihnen auch das chilenische Militär) gerettet werden, aber leider verstarb etwa die Hälfte der Delfine.

Gesteuerte Hör-Empfindlichkeit

Der Kleine Schwertwal stand auch im Fokus eines Wissenschaftlers auf der diesjährigen EAAM-Tagung in Nürnberg.

Dr. Paul E. Nachtigall und sein Team haben nämlich in einer Forschungsstation auf Hawaii herausgefunden, dass Kleine Schwertwale in der Lage sind, ihre Hör-Sensibilität herabzusetzen und dadurch möglicherweise ihr Hörorgan vor allzu großem Lärm zu schützen.

Nachtigall und andere Delfin-Experten gehen nun der Frage nach, ob mithilfe dieses Forschungsergebnisses den Meeressäugern in Lärmgebieten geholfen werden kann, indem sie mit bestimmten Signalen vor einer extrem lauten Geräuschquelle gewarnt werden und daraufhin ihre Hör-Empfindlichkeit herabsetzen.

Zu schnelles Auftauchen ist tödlich

Warum wäre die Steuerung der Hör-Sensibilität im offenen Meer so wichtig?

Man weiß von manchen Tieftauchern unter den Walen, dass sie bei plötzlichen Schalleinwirkungen vor Schreck zu schnell auftauchen.

Kleine Schwertwale/Azoren (Foto: Frank Blache)

Kleine Schwertwale/Azoren (Foto: Frank Blache)

Gasblasen verhindern bei einem schnellen Auftauchen die Blutzufuhr zu wichtigen Organen und können zur Strandung und letztendlich zum Tod der Tiere führen. Eine Fett- und Gas-Embolie tritt im Normalfall nicht auf, wenn sich die Tiere genügend Zeit lassen können zum Auftauchen.

Würden die Delfine durch ein bestimmtes Signal auf eine bevorstehende Lärmstörung vorbereitet, dann hätten sie die Möglichkeit, ihre Hör-Empfindlichkeit herabzusetzen und könnten außerdem in gewohntem Tempo und ohne Panik auftauchen. Es ist allerdings nicht klar, ob das Herabsetzen der Hör-Empfindlichkeit ihr Gehör auch tatsächlich (physisch) schützen kann – oder ob nur die nervliche Empfindungsschwelle verändert wird.

Steckbrief des Kleinen Schwertwals

Größe: bis 6 Meter
Gewicht: bis 1.400 Kilogramm
Nahrung: Das Nahrungsspektrum der Tiere umfasst Fisch und Tintenfisch sowie gelegentlich auch kleine Delfine oder Wale.
Vorkommen: Die Art ist weltweit in tropischen, subtropischen und gemäßigt warmen Meeren verbreitet. Kleine Schwertwale bevorzugen warme Wassertemperaturen und sind meist in tiefen Gewässern des offenen Meeres (und in einigen halbgeschlossenen Meeren wie z.B. Mittelmeer und Rotes Meer), manchmal auch in tiefen Küstengewässern anzutreffen.
Bestand: Aus dem Pazifik liegen die meisten Schätzungen vor, die von 16.500 Tieren nördlich 25 Grad N, 40.000 im tropischen Osten und mehr als 500 um Hawaii ausgehen; einige 100 Tiere werden aus dem Golf von Mexiko gemeldet.

Kleiner Schwertwal beim Fressen (Foto: Frank Blache)

Kleiner Schwertwal beim Fressen (Foto: Frank Blache)

Der Kleine Schwertwal (Pseudorca crassidens) hat einen langen, schlanken Körper, einen abgerundeten Kopf mit einer Melone, die den Unterkiefer leicht überragt. Die Finne ist sichelförmig und befindet sich in der Mitte des Rückens. Die Körperfärbung ist dunkelgrau bis schwarz mit einem hellen Fleck auf der Brustseite zwischen den Flippern.

Benennung

* Deutsch: Kleiner Schwertwal, Unechter Schwertwal, Falscher Schwertwal, Schwarzer Schwertwal, Mittlerer Schwertwal, Kleiner Mörder
* Wissenschaftlich: Pseudorca crassidens
* Englisch: False Killer Whale, False Pilot Whale, Pseudorca

Gefährdung

* In Japan und in der Karibik werden die Tiere gelegentlich für den menschlichen Verzehr gefangen. Zwischen 1965 und 1980 haben japanische Fischer Hunderte von Individuen getötet. Dies geschah, weil die Wale als Konkurrenten um die Gelbfische eingestuft werden.
* Einzeltiere werden in Australien, Brasilien und China von Kiemen-, Schlepp- und Ringwadennetzen beigefangen.
* Chemische Kontamination der Tiere durch Pestizide und Schwermetalle.

Beobachtungsmöglichkeiten

Siehe Karte in der Systematik.