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Wie heißt NAMI auf „Delfinisch“?


Das jüngste Mitglied der Nürnberger Delfinfamilie ist zwei Jahre alt und heißt NAMI.

Nami und ihre Mutter Sunny (Foto: Oliver Schmid)

Nami und ihre Mutter Sunny
(Foto: Oliver Schmid)

Der schöne Name, der übersetzt „die Welle“ bedeutet, wurde ihr von Menschen gegeben.

Unter ihren Artgenossen ist NAMI allerdings unter einem anderen „Namen“ bekannt, den sich der junge Delfin selbst gegeben hat. So funktioniert das nämlich bei Großen Tümmlern: Im Lauf des ersten Lebensjahres entwickeln die Jungtiere einen eigenen Erkennungspfiff, den man auch Signaturpfiff nennt.

In der aktuellen Tiergartenzeitung des Nürnberger Tiergartens kann man auf Seite 5 darüber mehr erfahren.

Signaturpfiff wird genau erforscht

Wie der Signaturpfiff genau erlernt wird, ist derzeit Forschungsgegenstand von Professor Vincent Janik vom Scottish Oceans Institute (SOI) der Universität St. Andrews.

Bereits seit 26 Jahren arbeitet der Wissenschaftler mit Delfinen und hat maßgeblich zur Erforschung des Signaturpfiffs beigetragen.

Seine Studien betreibt Janik sowohl an frei lebenden Tieren als auch an Delfinen, die in menschlicher Obhut gehalten werden.

Studien in Delfinarien dienen der Freilandforschung

Viele Methoden, die im Freiland angewendet werden, sind in Delfinarien entwickelt worden – dazu gehört beispielsweise die Identifizierung von Signaturpfiffen mithilfe von Unterwassermikrofonen (Hydrophonen) und dem Computer.

Auch Play-Back-Versuche werden für die Erforschung der Signaturpfiffe durchgeführt. Dabei wird einer Gruppe von Delfinen der akustische Fingerabdruck eines nicht anwesenden Delfins vorgespielt und im Anschluss werden die Reaktionen ausgewertet.

(Über die Freilandforschung und Studien in Delfinarien hat Vincent Janik auch bei der ISFAS-Tagung, die im Juni in Nürnberg stattgefunden hat, referiert; siehe dazu MEERESAKROBATEN-Beitrag Zoo-Forschung dient Meeressäugern)

Menschen können Pfiff meist nicht hören

Der Begriff „Signaturpfiff“ wurde in den 1960er-Jahren von Melba und David Caldwell eingeführt, als sie Studien an gefangenen Delfinen vornahmen.

Inzwischen weiß man, dass dieser Pfiff zwischen 0,1 und 4 Sekunden lang sein kann und mehrfach wiederholt wird. Seine Frequenz liegt zwischen einem und 30 kHz und damit teilweise außerhalb des menschlichen Hörvermögens.

Wird ein Delfin kurzzeitig von seiner Gruppe separiert und fehlt der Sichtkontakt, so machen die Signaturpfiffe 90 Prozent seiner Laute aus. Das wurde sowohl bei Delfinen im Delfinarium als auch in freier Wildbahn herausgefunden.

Delfine kopieren Namen von Artgenossen

Janik und seine Kollegen stellten fest, dass Mütter und Kinder sowie die Mitglieder einer Männergruppe die „Namen“ ihrer Artgenossen kopieren, um diese direkt anzusprechen. Das läuft also ähnlich ab wie bei uns, wenn wir jemanden beim Namen nennen, um mit ihm zu kommunizieren.

Auch sind Große Tümmler in der Lage, Spielobjekten Namen zuzuordnen, die diesen zuvor von Menschen zugewiesen wurden. Delfine können also Namen in ihrem Gehirn abspeichern.

Dieses Phänomen hat man 1999 in Extremform auch bei einem Border Collie in der Sendung „Wetten, dass..?“ präsentiert bekommen, als der Hund Rico 77 Spielzeuge unterscheiden und auf Kommando jeweils das richtige Stück apportieren konnte.

Delfine kommunizieren anders als Menschen

Für Vincent Janik ist die Fähigkeit, Artgenossen benennen zu können, notwendig, damit sich die Tiere bei wechselnden Gruppenzusammensetzungen wiedererkennen.

Von den Möglichkeiten, welche die menschliche Sprache bietet, sind Delfine jedoch weit entfernt. So läuft ein großer Teil der Kommunikation bei Delfinen über die Körpersprache ab.

Ihr könnt die Tiergartenzeitung auch online anschauen und dort weitere interessante Artikel über die Bewohner des Zoos entdecken: Tiergartenzeitung, November 2016.

Lesetipps zum Thema

* Achtung, Tonaufnahme!
* „Händchenhaltend“ durchs Wasser
* Schottische Delfine reagieren nicht auf jeden Pfiff
* Delfine kopieren Pfiffe ihrer Artgenossen
* Wir müssen reden
* Der Singsang der Delfine
* Plappermäuler

9 Kommentare

  1. Hallo Oliver und Norbert, das ist ja witzig, dass ihr die gleiche Idee habt. Ihr könnt euren tollen Vorschlag doch mal an den Tiergarten weitergeben.

    Vielen Dank für den Link Oliver. Über die Verständigung in 3-D-Bildern hatte ich bereits 2013 berichtet.

    http://www.meeresakrobaten.de/2013/04/delfine-verstaendigen-sich-in-3d-bildern/

    Damals hatte Norbert die Studie infrage gestellt (siehe sein Kommentar unter dem Artikel).

    Dass ein bestimmter Laut eine bestimmte Bedeutung hat, kann man zumindest bei den Signaturpfiffen annehmen, Oliver. Denn der Signaturpfiff ist praktisch der Fingerabdruck eines Delfins oder „menschlich“ ausgedrückt – sein Name.

    geschrieben von Susanne
    1. Hallo Susanne,
      danke für den Link! Den Artikel kannte ich noch nicht. Bei den Meeresakrobaten kann man eben jeden Tag was Neues lernen und es gibt sicher noch viele Schätze, die man hier auf der Seite entdecken kann. :-)

      geschrieben von Oliver
      1. Viel Spaß bei der Schatzsuche, Oliver! ;o))

        geschrieben von Susanne
    2. Hallo Susanne,
      ich habe die Idee mal an den Tiergarten weitergeleitet. Vielleicht wird ja was draus?

      geschrieben von Oliver
      1. Vor allem unter dem pädagogischen Aspekt wäre deine (oder eure) Idee auf jeden Fall eine Bereicherung, Oliver.
        Ich drück die Daumen, dass etwas draus wird!

        geschrieben von Susanne
  2. Jetzt wäre ich natürlich sehr neugierig darauf, wie Nami, Anke und Moby auf „delfinisch“ heißen.

    Das wäre doch eine tolle Sache, wenn man in Nürnberg im Blauen Salon an der Infowand, an der man die Delfinlaute hört, auch entsprechend die Signaturpfiffe der Tümmler auf Knopfdruck hören könnte (ggf. von der Frequenz her mehr in den von uns hörbaren Bereich verschoben).
    Ich denke, das würde die Besucher schon sehr beeindrucken, denn ich weiß nicht, inwiefern die Sache mit den Signaturpfiffen bei den Leuten bekannt ist.
    Und gerade das finde ich besonders faszinierend.

    Ich hab übrigens mal irgendwo gelesen, dass man annimmt, dass Delfine teilweise auch über eine Art „Lautbild“ kommunizieren können. Etwa so: wenn sie z.B. per Echolot ein Bild empfangen, dann imitieren sie die Töne, die sie empfangen haben und können so einem anderen Delfin dieses Bild übermitteln. Die Information „Sunny ist schwanger!“ würden Delfine also wohl „erzählen“, indem sie dem anderen Delfin ein „dreidimensionales Klangbild“ davon übermitteln, was sie per Echoortung registriert haben. So, als würden wir ein Ultraschallfoto weitergeben, wenn wir jemandem erzählen wollen, dass eine Frau schwanger ist.

    Auch ein interessanter Artikel hierzu:
    http://www.geo.de/natur/tierwelt/6597-rtkl-physik-sprechen-delfine-bildern

    Ich denke also, man muss sich bei den Delfinen von der Vorstellung „ein bestimmter Laut hat eine bestimmte Bedeutung“ in den meisten Fällen lösen muss

    geschrieben von Oliver
  3. Es wäre natürlich echt cool, wenn man die Signaturpfiffe der Nürnberger Delfine als kurze Audiodateien zum Anhören bereit stellen könnte. Sollte doch irgendwie zu machen sein :-) So groß sind 3 Sekunden MP3 dann ja auch nicht.

    geschrieben von Norbert
  4. Die Signaturpfiffe kann man als Mensch sehr wohl hören und auch ohne technische Hilfsmittel ziemlich gut unterscheiden: Auch wenn ein Teil der Melodie im Ultraschallbereich liegt, genügt der hörbare Rest durchaus, um die Tiere mit ein wenig Übung sicher auseinander zu halten.
    Die Tonfolgen sind in Länge und Erscheinungsbild am ehesten vergleichbar mit dem berühmt-berüchtigten Playboy-Pfiff, wobei alle möglichen Varianten möglich sind. Die Länge wird aber stets so bei rund 1 – 2 Sekunden liegen (zumindest nach meinem Kenntnisstand).

    In Delfinarien sind diese Signaturpfiffe während der üblichen Besuchszeiten eher selten bis gar nicht zu hören, da die Tiere sie nur einsetzen, wenn sie sich gegenseitig nicht oder nur sehr schlecht sehen können.
    Bei Dunkelheit nimmt die Zahl der hörbaren Signaturpfiffe folgerichtig sehr stark zu, ebenso die Sonargeräusche.

    geschrieben von Norbert
  5. Forschungsergebnisse, die ohne Delfinarien gar nicht möglich wären.

    geschrieben von Rüdiger

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