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Wir müssen reden …


… so ist das 23 Seiten umfassende Special im aktuellen National-Geographic-Magazin überschrieben.

Titelstory in National Geographic (Foto: Susanne Gugeler)

Titelstory in National Geographic
(Foto: Susanne Gugeler)

Wir wollen uns mit Delfinen unterhalten

Bei den MEERESAKROBATEN gab es schon des Öfteren einen Beitrag über die Kommunikation unter Delfinen und über die Kommunikation zwischen Mensch und Delfin (siehe Lesetipps am Ende dieses Beitrags).

Der Wunsch, mit den beliebten Meeressäugern sprachlich in Kontakt zu treten, ist uralt. Etliche Versuche, den charismatischen Tieren Module aus unserer Sprache beizubringen, waren erfolgreich, doch im Grunde genommen sind wir meilenweit davon entfernt, Delfine zu verstehen. Eine Annäherung an ihre Sprache wird jedoch weiterhin auf verschiedenen Wegen versucht.

HECTOR und HAN sprechen sich ab

National Geographic berichtet über HECTOR und HAN – zwei Große Tümmler, die im Roatán Institute for Marine Science (RIMS)/Honduras leben. Die beiden Meeressäuger können nicht nur Touristen mit den Flossen zuwinken, sondern sie verstehen etliche Botschaften und Aufträge, die sie von ihren Trainern erhalten.

Führt ein Trainer beispielsweise die Handflächen über dem Kopf zusammen und hält anschließend die Fäuste nebeneinander, so bedeutet dieses Zeichen für HECTOR und HAN, dass sie sich einen neuen Trick ausdenken und diesen gemeinsam vorführen sollen.

Belauscht man die beiden Tiere unter Wasser, so registriert man ein Sekunden andauerndes Zirpen. Danach drehen die Delfine langsam einen Purzelbaum und schlagen dreimal mit dem Schwanz. Dieses Kunststück haben sie noch nie vorgeführt. Und dieses Kunststück haben sie synchron durchgeführt. Sie haben also das Kommando voll und ganz verstanden und – das ist bei diesem Experiment besonders wichtig – sich offenbar gegenseitig abgesprochen.

Mit Delfinen chatten

Eine andere Annäherung an die Sprache der Delfine versucht Denise Herzing vor den Bahamas. Ihre „Probanten“ sind nicht Große Tümmler, sondern Zügeldelfine. Von den mehr als 300 ortstreuen Delfinen kennt Denise viele Individuen. Schließlich steigt sie bereits seit drei Jahrzehnten zu ihnen ins Wasser.

Die 58-jährige Delfin-Expertin ist „Visionärin“. Mit zwölf Jahren träumte sie bereits von einer Mensch-Tier-Übersetzungsmaschine, damit sie die Gedanken anderer Lebewesen verstehen könnte.

Atlantische Fleckendelfine (Foto: Verena Pecsy)

Atlantische Fleckendelfine (auch Zügeldelfine genannt)
(Foto: Verena Pecsy)

Zusammen mit Thad Starner (Professor für Informatik) hat sie solch ein Gerät entwickelt. Die beiden nennen es CHAT. Das ist die Abkürzung für Cetacean Hearing And Telemetry = Belauschen und Fernvermessen von Waltieren. Da Wissenschaftler nun mal eine Vorliebe für doppeldeutige Abkürzungen haben, bedeutet CHAT auch „Gespräch“. Wir kennen das Wort vom Chatten im Internet.

Mit der CHAT-Box (sie ist ca. so groß wie eine Schuhschachtel und wiegt neun Kilogramm) werden Delfin-Laute aufgenommen, gespeichert und mithilfe von Datenprogrammen ausgewertet. Die Programme analysieren die Laute systematisch nach wiederkehrenden Motiven, die immer wieder neu kombiniert werden. Das sind die Grundeinheiten der Delfin-Sprache.

Doch bis jetzt kennen Herzig und Starner nur wenige Grundeinheiten. Sie sind „der heilige Gral, nach dem wir suchen“, wird Starner in National Geographic zitiert.

Wenn alle Grundeinheiten entschlüsselt sind, geht es an die eigentliche Arbeit. Denise kann dann bestimmte symbolhafte Laute mithilfe der CHAT-Box in die Delfin-Sprache übersetzen lassen und eine Art Unterhaltung mit den Meeressäugern führen.

Signaturpfiff

Denise Herzig kennt einige Delfine sehr genau. Sie nähern sich ihr immer wieder. Jeder Delfin hat einen Signaturpfiff – eine Art Namen -, an dem ihn andere Artgenossen erkennen. In einem Delfinarium hat man herausgefunden, dass sich Delfine sogar nach jahrzehntelanger Trennung immer noch anhand ihres Signaturpfiffes wiedererkennen (siehe dazu Artikel in scinexx.de).

Denise hat mehrere Signaturpfiffe aufgenommen. Wenn sie einen bestimmten abspielt, kommt tatsächlich der betreffende Delfin zu ihr geschwommen. Das funktioniert also schon mal ganz gut. So ähnlich wie bei einem Hund, den man ruft. Mit dem Unterschied, dass nicht der Hund sich den Namen gegeben hat, sondern der Mensch. Bei den Delfinen verwenden die Tiere bald nach der Geburt einen Signaturpfiff, der sie von den anderen Artgenossen unterscheidet und der als individuelles Erkennungszeichen dient.

Mai-Ausgabe von National Geographic Deutschland (Foto: Susanne Gugeler)

Mai-Ausgabe von National Geographic Deutschland
(Foto: Susanne Gugeler)

Das Spiel mit dem Tuch

Denise Herzig zeigt unter Wasser auf ein mitgeführtes Tuch und spielt dann von der CHAT-Box ein rollendes Zirpen ab. Schon ist ein Delfin an ihrer Seite und schnappt sich das Tuch. Denise möchte, dass der Delfin versteht, dass das abgespielte Geräusch „Tuch“ bedeutet.

Das könnte die Grundlage für einen gemeinsamen Wortschatz sein, in dessen Rahmen sie und die Tiere sich eines Tages unterhalten können. „Vision“ erfüllt, könnte man dann posten …

Lesetipps zum Thema

* Mit Delfinen kommunizieren (mit Film)
* Können Delfine mit uns kommunizieren?
* Delfine kopieren Pfiffe ihrer Artgenossen
* Mit den Delfinen sprechen …
* Peter und Margaret
* Schottische Delfine reagieren nicht auf jeden Pfiff

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