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Stellungnahme einer Delfin-Expertin, Teil 1


Dr. Kerstin Ternes ist Leitende Zootierärztin des Zoos Duisburg, Kuratorin des Duisburger Delfinariums sowie Fachtierärztin für Zoo- und Wildtiere.

Die neugierigen Duisburger  (Foto: Rüdiger Hengl)

Die neugierigen Duisburger
(Foto: Rüdiger Hengl)

In Duisburg ist Dr. Ternes u.a. auch für die dort lebenden sieben Großen Tümmler zuständig. Anlässlich der öffentlichen Anhörung im Düsseldorfer Landtag am 28. April 2014 (die MEERESAKROBATEN hatten darüber berichtet) hat Dr. Ternes die Stellungnahmen der Delfinariengegner in einem eigenen Statement bewertet.

Da diese Bewertung sehr umfangreich ist, habe ich sie in mehrere Teile gegliedert, die nach und nach bei den MEERESAKROBATEN veröffentlicht werden.

TEIL 1: Kritische Bemerkungen zur Stellungnahme von Dr. Tanja Breining, PETA Deutschland
TEIL 2: Kritische Bemerkungen zur Stellungnahme von Dr. Karsten Brensing, WDC
TEIL 3: Kritische Bemerkungen zur Stellungnahme von Nicolas Entrup, Shifting Values
TEIL 4: Kritische Bemerkungen zur Stellungnahme von Jürgen Ortmüller, Steuerberater und Geschäftsführer des WDSF

Heute geht es um die benannten Sachverständigen sowie um die bewertete Stellungnahme von Dr. Tanja Breining, PETA Deutschland

Benannte Experten

Am 28. April 2014 fand im Düsseldorfer Landtag eine öffentliche Anhörung zum Antrag der NRW-Fraktion der PIRATEN zum „Verbot der Haltung von Delphinen“ statt.

Die verschiedenen im NRW Landtag vertretenen Parteien konnten für diese Anhörung Experten zum Thema Delfine bzw. Delfinhaltung als Sachverständige benennen. Folgende Sachverständige wurden benannt:

Für die CDU
Theo Pagel, Direktor des Kölner Zoos und Präsident des Verbandes der Deutschen Zoodirektoren (VDZ)
Dr. Katrin Baumgartner, Zootierärztin im Tiergarten Nürnberg

Für die SPD
Achim Winkler, Direktor des Zoo Duisburg
Wolfgang Rades, Direktor des Vogelpark Herborn

Für die FDP
Jörg Adler, Direktor des Allwetterzoo Münster
Prof. Vincent Janik, Professor für Biologie an der University of St. Andrews/Schottland sowie Delfinforscher und Leiter der Arbeitsgruppe der Sea Mammal Research Unit.

Für Bündnis 90/Die Grünen
Dr. Karsten Brensing, Meeresbiologe bei der Whale and Dolphin Conservation (WDC)
Dr. Christoph Maisack, Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutz

Für die Piraten
Nicolas Entrup, Shifting Values e.U.
Dr. Tanja Breinig, Meeresbiologin bei PETA Deutschland

Zusätzliche Stellungnahmen

Auf Ersuchen des Landtages NRW wurden alle Sachverständigen um eine schriftliche Stellungnahme zum Thema gebeten. Zusätzlich zu diesen Stellungnahmen wurde eine gemeinsam von James Brückner (Abteilungsleiter Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund e.V.), von Torsten Schmidt (Wissenschaftlicher Referent beim Bund gegen den Missbrauch der Tiere) sowie von Laura Zimprich (Vorstand von Animal Public e.V.) verfasste Stellungnahme eingereicht, ebenso wie eine Stellungnahme des Steuerberaters Jürgen Ortmüller, der nebenbei als Ein-Mann-Unternehmen das Wal- und Delfinschutzforums (WDSF) betreut.

Während sich die Sachverständigen der CDU, SPD und FDP in ihren Stellungnahmen ausnahmslos für eine Fortsetzung der Delfinhaltung aussprechen, wird ein Verbot der Delfinhaltung von den Sachverständigen von Bündnis 90/Die Grünen sowie der Piraten eingefordert, ebenso wie von den Personen der zusätzlich eingereichten Stellungnahmen.

Keinerlei praktische Erfahrung und unzählige Fehlinformationen

Auffällig ist, dass die Sachverständigen, die sich gegen die Delfinhaltung aussprechen, zum Großteil über keinerlei praktische Erfahrungen mit Delfinen geschweige denn mit der Delfinhaltung verfügen, und dass deren Stellungnahmen unzählige Fehlinformationen zu Delfinen im Allgemeinen und zur Delfinhaltung im Speziellen aufweisen, die nachfolgend aufgelistet und richtig dargestellt werden.

Anmerkungen zur Stellungnahme von Frau Dr. Tanja Breining, PETA Deutschland

Frau Breining schreibt in Ihrer Stellungnahme nichts zu Ihrer Person, gilt aber als Meeresbiologin, die freilich nie mit Delfinen in einem Delfinarium zu tun hatte.

Frau Dr. Breining beginnt ihre Stellungnahme mit einer Auflistung von Wiederansiedlungsmaßnahmen von Delfinen, die sie als gelungen bewertet, als ihre Argumentationsgrundlage dafür, die heute in den deutschen Delfinarien lebenden Delfine ebenfalls auszuwildern.

Fakt ist, dass keines der von Frau Breining aufgeführten Auswilderungsprojekte als erfolgreich angesehen werden kann, bzw. es sich bei einem Projekt um keine Wiederansiedlung handelt.

Zwei Große Tümmler (Foto: Frank Blache)

Tom und Misha

Wiederansiedlung der Delfine Tom und Misha im Mittelmeer durch die Born Free Foundation in 2012 (Anmerkung MEERESAKROBATEN: siehe dazu auch Beitrag Tom und Misha auf dem Weg in die Freiheit): Diese über sieben Jahre in einem türkischen Delfinarium gehaltenen, ehemals der Wildbahn entnommenen Delfine wurden 20 Monate auf die Auswilderung vorbereitet. Bereits zwei Monate nach der Freilassung der Tiere wurde deren Werdegang von den Projektbeteiligten jedoch nicht weiter verfolgt, sodass der Status der Tiere und der Erfolg der Auswilderung gänzlich ungewiss sind.

Keine Wiederansiedlungsmaßnahme

Auswilderung von sechs Delfinen durch Ric O´Barry und die Organisation One Voice vor Haiti in 2004: Hierbei handelt es sich um keine Wiederansiedlungsmaßnahme, da die Tiere nach nicht einmal drei Monaten nachdem sie in eine Meeresbucht getrieben wurden und dort mit Netzen von einem Wegschwimmen ins offene Meer gehindert wurden, wieder ins offene Meer entlassen wurden. Die Tiere wurden somit nie in einem Delfinarium und nur kurzzeitig unter menschlicher Obhut gehalten.

Delfin magerte ab und war geschwächt

Wiederansiedlung von Rocky, Missie und Silver durch die Projektgruppe Into the Blue vor den Turks und Caicos Inseln in 1991: Diese über viele Jahre in englischen Delfinarien gehaltenen und ursprünglich aus der Wildbahn stammenden Delfine wurden nach einer mehrmonatigen Vorbereitung ausgewildert.

Rocky und Missie wurden bereits einen Tag nach dem Aussetzen nie mehr gesichtet. Silver wurde zwei Wochen nach der Auswilderung abgemagert und geschwächt gesichtet und musste mit Futter und Medikamenten versorgt werden. Anschließend wurde auch er nicht mehr gesichtet, obschon für alle drei Tiere Belohnungen bei Sichtungen ausgerufen wurden. Zudem gehört der ursprünglich aus Taiwan stammende Silver einer Delfinart an, die in der Karibik nicht heimisch ist, weshalb gemäß der internationalen Vorgaben für Wiederansiedlungen das Tier in der Karibik nicht hätte ausgesetzt werden dürfen. Der Erfolg dieser Auswilderung ist ungewiss.

Nur eine Auswilderung ist nachweislich gelungen

Alle drei von Frau Breining aufgeführten Beispiele sind keinesfalls Belege für eine erfolgreiche Wiederauswilderung von Delfinen.

Tatsächlich gilt bislang eine einzige Auswilderungsmaßnahme in den USA als nachweislich gelungen, wobei hier perfekte Rahmenbedingungen wie folgt gegeben waren:
– Die ausgewilderten Delfine waren noch jung und anpassungsfähig.
– Die beiden Delfine waren nur kurz in Menschenhand gehalten.
– Die beiden Delfine wurden an der Stelle ausgesetzt, wo sie ursprünglich gefangen wurden.
– Die beiden Delfine wurden als soziale Einheit ausgesetzt.
– Die Auswilderung der Delfine wurde intensiv vorbereitet.
– Die freigelassenen Delfine wurden anschließend intensiv begleitet.

Keine Belege für Leiden der Tiere

Der restliche Text von Frau Breining befasst sich fast ausnahmslos mit anthropozentrischen Anklagen emotionaler Natur, ohne jegliche wissenschaftliche Belege bzgl. der von ihr aufgeführten Anschuldigungen zur Delfinhaltung.

Gleichwohl schreibt Frau Breining mehrfach, dass es wissenschaftliche Studien gibt, die das Leiden der Tiere belegen, ohne jedoch eine einzige Quelle benennen zu können.

Frau Breining führt fünf Gründe auf, weshalb Delfine aus ihrer Sicht nicht in Delfinarien gehalten werden können.

Haltungsbedingungen

Als ersten Grund nennt sie die aus ihrer Sicht inakzeptablen Haltungsbedingungen und führt eine Reihe von Einzelpunkten hierzu auf.

Das Platzangebot sei nicht ausreichend: Immer wieder wird von den Delfinariengegnern wie auch von Frau Breining dargelegt, dass Delfine im Freiland pro Tag über 100 km weit schwimmen und mehrere 100 m tief tauchen. Völlig verkannt hierbei wird, dass nicht alle Delfine im Freiland derart leben. Ganz bewusst wurde für die Delfinhaltung die Küstenform des Großen Tümmlers ausgewählt, die im Freiland in flachen Lagunen und Buchten lebt, wo ein tiefes Tauchen nie möglich ist, und wo lange Tagesstrecken aufgrund der gegebenen Nahrungsmenge nicht nötig sind. Anders als die im offenen Meer heimischen Delfinarten passen sich diese in Küstennähe heimischen Großen Tümmler hervorragend an das Leben im Delfinarium an.

Nicklo ganz links (Photo by Sarasota Dolphin Research Program, taken under National Marine Fisheries Service Scientific Research Permit)

In der Sarasota Bay/Florida lebt Küstenform der Großen Tümmler (Photo by Sarasota Dolphin Research Program, taken under National Marine Fisheries Service Scientific Research Permit)

Fehlinterpretation

Fehlinterpretiert wird von Frau Breining die Begründung, warum in England alle Delfinarien geschlossen wurden. Alle Delfinarien in England stammten aus den Anfangsjahren der Delfinhaltung in Europa in den 1960er-Jahren und entsprachen in ihrer Größe und Gestaltung nicht mehr den Vorgaben einer zeitgemäßen Delfinhaltung. Da allen damaligen Einrichtungen die finanziellen Mittel fehlten, größere und moderne Delfinarien zu bauen, und zudem seinerzeit keine neuen Tiere zur Verfügung standen, gaben die britischen Delfinarien nach und nach ihre Delfinhaltung auf.

Dachkonstruktion lässt Sonne ins Delfinarium

Falsch ist die Aussage von Frau Breining, dass die Delfine im Duisburger Delfinarium nur sehr selten die Möglichkeit haben, Sonne zu spüren. Aufgrund der Dach- und Wandkonstruktionen des Delfinariums mit zu öffnenden Fenster- und Dachelementen können die Tiere jederzeit, wenn die Sonne scheint, diese spüren.

Haltlose Anschuldigung

Ausschließlich eine Vermutung ist Frau Breinings Anschuldigung, dass der harte Betonboden des Delfinariums ein Verletzungsrisiko für die Delfine darstellen würde. Fakt ist, dass seit Inbetriebnahme des Delfinariums im Zoo Duisburg in den 1960er-Jahren sich noch nie ein Delfin an dem Beton der Wände oder Böden verletzt hat.

Delfine schwimmen eher in langsamem Tempo

Völlig falsch ist Frau Breinings Angabe, dass Delfinschulen im Freiland etwa 25-50 km/h schwimmen. Fakt ist, dass dieser Wert in etwa der Höchstgeschwindigkeit der Delfine entspricht, die die Tiere im Freiland nur bei kurzen Sprints zeigen, um z.B. Beute zu fangen oder einem anderen Tier bzw. einem Raubfeind zu entkommen. Sprints in gleicher Form sind auch im Delfinarium möglich. Ansonsten schwimmen Delfine im Freiland wie im Delfinarium in einem gemächlichen und langsamen Tempo.

Reizarmes Umfeld da kein Umweltmüll im Becken?

Einseitig wird von Frau Breining ein reizloses Lebensumfeld im Delfinarium angeprangert. Neben einigen natürlichen Faktoren, die in einem künstlichen Umfeld eines Zoologischen Gartens grundsätzlich nicht geboten werden können, fehlen in Frau Breinings Auflistung auch Faktoren, wie z.B. natürliche Feinde, Schiffe und Boote, Umweltmüll, Krankheiten etc., die man allesamt natürlich nicht in einem Umfeld wie einem Delfinarium präsentieren möchte.

Fischernetz (Foto: Rüdiger Hengl)

Fischernetze können Delfinen zum Verhängnis werden. (Foto: Rüdiger Hengl)

Ungeprüfte Unterstellung

Ungeprüft wird von Frau Breining unterstellt, dass im Duisburger Delfinarium die Delfine durch die Gabe von Medikamenten manipuliert werden, obschon Erhebungen der für den Zoo Duisburg zuständigen offiziellen Behörden dieses deutlich widerlegen.

Delfine schwimmen in Kleingruppen

Falsch ist die von Frau Breining aufgestellte Behauptung, dass Delfine im Freiland in großen sozialen Gruppen leben. Wie schon beim weiten Schwimmen und tiefen Tauchen trifft auch diese Aussage auf manche Delfinarten zu, nicht jedoch auf die Küstenform der Großen Tümmler, die in genau solchen Kleingruppen im Freiland lebt, wie diese im Delfinarium gehalten werden.

Mehrbeckensystem

Frau Breining räumt selbst ein, dass sie nicht weiß, wie die Beckenstruktur im Duisburger Delfinarium gegeben ist. Gleichwohl behauptet sie, dass sich die Tiere nicht ausweichen können, was aufgrund des Mehrbeckensystems im Delfinarium sehr wohl der Fall ist. Zugleich behauptet Frau Breining, dass es bei den Delfinen zu Rivalität und Aggressionen kommt, ohne dieses in irgendeiner Form zu belegen oder zu bewerten.

Natürlich gibt es auch bei den Delfinen, wie bei jedem sozialen Lebewesen inklusive uns Menschen, immer wieder mal Spannungen untereinander. Bei der ausgewogenen Sozialgruppe im Duisburger Delfinarium ist jedoch keine Rivalität gegeben und ebenso keine Aggression, die über die normalen Spannungen in einem Sozialverband hinausgehen.

Keine Lärmbelästigung

Als pure Vermutung wird von Frau Breining geäußert, dass die Reaktionen des Publikums während der täglichen Vorführungen eine Lärmbelästigung für die Tiere darstellen und dass die Besucher Unruhe für die Tiere bedeuten. Geräuschuntersuchungen anerkannter Wissenschaftler widerlegen diese Aussagen.

Schnabelwal (Illustration: Jörg Mazur)

Lärmbelästigung gibt es im Meer (Illustration: Jörg Mazur)

Sonarsystem verkümmert keineswegs

Erstaunlich ist, dass eine qualifizierte Meeresbiologin wie Frau Breining zu der Behauptung kommt, dass die Echo-Ortung der Delfine im Delfinarium verkümmert. Wie bei all ihren übrigen Anschuldigungen zur Delfinhaltung scheint Frau Breining auch hier nur etwas nachzuerzählen, was sie irgendwo mal gelesen oder anderweitig aufgeschnappt hat, ohne dieses geprüft oder hinterfragt zu haben.

Fakt ist, dass das Sonarsystem der Delfine im Delfinarium keineswegs verkümmert, sondern dass die Tiere dieses bei Bedarf einsetzen, ähnlich wie auch in der Natur. Anschaulich dargelegt wird dieses während der Vorführungen im Duisburger Delfinarium, wenn z.B. einem Delfin Augenklappen aufgesetzt werden, sodass der Delfin gezwungen ist, sein Sonar einzuschalten, um einem vom Pfleger ins Becken geworfenen Kunstfisch zu orten und wiederzubringen. Diese Präsentation hat einen sehr hohen edukativen Wert und ermöglicht es, den Besuchern die Echo-Ortung der Delfine, die im Delfinarium ebenso wenig verkümmert wie andere Sinne, zu veranschaulichen.

Uralte Zahlen

Hinsichtlich der im Text aufgeführten Behauptungen von Frau Breining, dass Delfine im Delfinarium eine verkürzte Lebenserwartung und eine hohe Sterberate hätten, verweist Frau Breining auf eine Abhandlung der Tierrechtler M. Laubach und F. Albrecht. Ganz abgesehen von den völlig falschen Bestandszahlen des Zoos Duisburg, die dieser Abhandlung entnommen wurden, ist auch die Behauptung, dass nur neun Delfine im Zoo Duisburg älter als zehn Jahre wurden, nicht richtig. Von 19 Großen Tümmlern, die als erwachsene Tiere nach Duisburg kamen, wurden 13 Tiere über 10 Jahre alt. Alle sechs Tiere, die dieses Alter nicht erreichten, waren Wildfänge in den Anfangsjahren der Delfinhaltung in den 1960er-Jahren.

D.h., dass Frau Breining auf uralte Zahlen zurückgreift, ungeachtet der Tatsache, dass sich die Delfinhaltung enorm entwickelt hat und die Haltung von heute nicht mit den Anfängen gleichgestellt werden kann. Hierfür sprechen auch einige Altersrekorde, die seither im Zoo aufgestellt wurden. Bei den Jacobita-Delfinen hält z.B. das insgesamt 26 Jahre im Zoo Duisburg gehaltene Männchen Yogi den weltweiten Altersrekord mit über 30 Jahren, während frei lebende Jacobita-Delfine im Schnitt nur 10 Jahre alt werden.

Beluga (Foto: Ulrike Germeshausen (&#10013)

Ferdinand (Foto: Ulrike Germeshausen (&#10013)

Bei den Beluga-Walen ist der noch heute in Seaworld Kalifornien lebende, 29 Jahre in Duisburg gehaltene Ferdinand der älteste Beluga in Menschenhand weltweit mit mittlerweile 44 Jahren und somit einer der ältesten Individuen seiner Art.

Der männliche Flussdelfin Apure starb im biblischen Alter von 51 Jahren nach 31 Jahren im Zoo Duisburg und der jetzt noch in Duisburg lebende Flussdelfin Orinoko, der seit 1975 in Duisburg gehalten wird, ist mit seinen bereits über 40 Jahren deutlich älter als all seine Artgenossen im Freiland.

Spiegeltest

Als zweiten Grund gegen die Delfinhaltung führt Frau Breining die hohe Intelligenz der Delfine auf und behauptet, dass die Tiere im Delfinarium leiden.

Nicht ganz auf der Höhe des aktuellen Wissensstandes scheint jedoch die Wissenschaftlerin und Meeresbiologin Breining zu sein, wenn sie behauptet, dass Delfine neben dem Mensch und Menschenaffen die einzigen Lebewesen sind, die sich im Spiegel erkennen können. Fakt ist, dass diese Gabe mittlerweile sogar bei Rabenvögeln nachgewiesen wurde, die man gemäß den Ausführungen von Frau Breining dann ebenso wie Delfine und Menschenaffen nicht in menschlicher Obhut halten dürfte.

Flussdelfin (Foto: Verena Pecsy)

Der in Duisburg gehaltene Amazonas-Flussdelfin ist schon sehr alt. (Foto: Verena Pecsy)

Besucherquote liegt bei 100 Prozent

Als dritten Grund gegen die Delfinhaltung führt Frau Breining aus, dass Delfinarien ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert seien, und dass es internationale Bewegungen für die Schließung von Delfinarien gäbe.

Die von Frau Breining aufgeführten Beispiele sind jedoch wenig aussagekräftig oder aus dem Kontext gerissen, wie die Behauptung, dass ein Drittel der Duisburger Zoobesucher die Delfinvorführung boykottieren würde. Letztere Aussage basiert auf einer Erhebung des Zoos Duisburg, dass in früheren Jahren zwei Drittel der Zoobesucher auch das Delfinarium aufsuchten. Ein Drittel nahm dieses Angebot nicht wahr, da das Delfinarium bis 2013 noch mit einem separaten Eintrittspreis versehen war.

Bezeichnenderweise besuchen heutzutage nahezu 100 % der Besucher des Zoo Duisburg auch das Delfinarium, nachdem der separate Eintrittspreis in 2013 aufgehoben wurde.

Zooschulunterricht

Als vierte Begründung listet Frau Breining auf, dass es keine glaubwürdigen Gründe für die Delfinhaltung gäbe. So zweifelt Frau Breining die bildungspolitischen Gründe für eine Delfinhaltung an, obschon nachweislich viel Wissenswertes über die Biologie der Delfine, ihr Verhalten und ihren Status im Freiland anlässlich der täglichen Vorführungen geboten wird und insbesondere der täglich angebotene Zooschulunterricht hiervon enorm profitiert.

Spendengelder für ausgewählte Delfinschutzprojekte

Auch zweifelt Frau Breining an, dass die Delfinhaltung etwas für den Artenschutz bewege, ungeachtet der Tatsache, dass durch die Bildungsarbeit im Delfinarium die Besucher für den Delfinschutz sensibilisiert werden, in zwei Jahren weit über 100.000 Unterschriften gegen das Abschlachten von Delfinen im Duisburger Delfinarium gesammelt und dem Internationalen Walfangkomittee vorgelegt wurden und zudem Spendengelder eingeworben werden, die ausgewählten Delfinschutzprojekten zufließen.

Erstaunlich ist in diesem Passus erneut Frau Breinings (scheinbar mangelhafte) Fachkompetenz als Meeresbiologin, wenn sie bei einer im Freiland als Einzelgänger lebenden Tierart wie dem Flussdelfin von Familienverbänden spricht.

Auch den Wert der wissenschaftlichen Forschung spricht Frau Breining den Delfinarien ab, obschon allein im Duisburger Delfinarium Gastwissenschaftler aus 20 verschiedenen Ländern die Delfine erforscht haben und viel Forschungsarbeiten, wie z.B. über die Entwicklung des Fötus im Mutterleib, die Geburt und Jungtieraufzucht, die Kognition, die Sinnesleistungen der Delfine etc. nur in dem kontrollierten Umfeld eines Delfinariums erforscht werden können.

Nynkes Baby an der Milchbar  (Foto: Rüdiger Hengl)

Studien zur Jungtieraufzucht stammen aus dem Delfinarium.
(Foto: Rüdiger Hengl)

Als einzigen aus ihrer Sicht „wirklichen Grund der Delfinhaltung“ führt Frau Breining die finanziellen Interessen hinter der Delfinhaltung aus, ungeachtet der Tatsache, dass viele Delfinarien aufgrund der enormen Kosten der Delfinhaltung diese aufgegeben haben, wie zuletzt z.B. der Allwetterzoo in Münster.

Bestandszahlen sind öffentlich

Der fünfte Grund gegen die Delfinhaltung ist laut Frau Breining die „Geheimniskrämerei“ der Zoos, die keine Angaben zu ihren Tieren und Anlagen machen. Fakt ist, dass die Bestandszahlen der Duisburger Delfine sogar im Internet abrufbar sind und alle übrigen Daten den zuständigen Behörden zur Verfügung stehen, die hierzu keinerlei Beanstandungen haben.

Referenzliste

Dudzinski, K. 2012.
Henderson, et. al. 2004. Reproduction, birth seasonality, and calf survival of bottlenose dolphins in Doubtful Sound, New Zealand. Marine Mammal Science
Mann, J., and Smuts, B.B. 1998. Natal attraction: allomaternal care and mother-infant separations in wild bottlenose dolphins. Anim. Behav. 55: 1097-1113.
Mann, J., Connor, R.C.; Barre, L.M. and Heithaus, M.R. 2000. Female reproductive success in bd (Tursiops sp.): life history, habitat, provisioning, and group-size effects. Behav. Ecol. 11 (2): 210-219.)
Stolen, M. K. and Barlow, J. 2003. A Model Life Table for bottlenose dolphins (Tursiops truncatus) from the Indian River Lagoon System, Florida, U.S.A. Mar. Mam. Sci. 19 (4): 630-649.
Wells, R. S. 2000. Reproduction in wild bottlenose dolphins: overview of patterns observed during a long-term study. In: Duffield, D., and T. Robeck (eds.). Bottlenose Dolphin Reproduction Workshop. AZA Marine Mammal Taxon Advisory Group. Silver Spring, MD. Seiten 57-74.)
(Quelle: Landtag NRW, Stellungnahme von Dr. Kerstin Ternes)

4 Kommentare

  1. Bezeichnend ist, dass das Pro stets mit richtigen oder vollständigen Namen agiert, das Contra aber offenbar zu feige dazu ist.

    geschrieben von Frank Albrecht
    1. Ich verstehe nicht, was Sie damit sagen wollen, Herr Albrecht.

      geschrieben von Susanne
  2. Das würde ich einmal der „Expertin“ von PETA schreiben.

    geschrieben von Gerhard
  3. Gegendarstellung: Die hier erwähnte „Abhandlung“ ist keine „Abhandlung der Tierrechtler M.Laubach und F.Albrecht“. Meine Person hat lediglich diverse Duisburger Zooführer und andere Zoo-Veröffentlichungen aus meinem privaten Zooarchiv zur Verfügung gestellt. Weder an der anschließenden Aufstellung von Daten und Zahlen noch an deren Auswertung war ich beteiligt. Dies kann jeder hier nachlesen: https://de-de.facebook.com/DeutschlandsagtNeinzumTiermorden/posts/507739485953108

    geschrieben von Frank Albrecht

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