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Wenn Delfine Tränen vergießen


In der vergangenen Woche sind mehrere Dutzend Gemeine Delfine (Delphinus delphis) an verschiedenen Stellen der hakenförmigen Halbinsel Cape Cod (Massachusetts) gestrandet. Eine weitere Gruppe von 300 Tieren verirrte sich im Hafen von Wellfleet. Vielen Delfinen konnte vom IFAW (International Fund for Animal Welfare) geholfen werden, doch etliche Meeressäuger kamen ums Leben.

Gemeiner Delfin (Foto: Lobosonda/Madeira)

Häufig Strandungen Anfang des Jahres

Strandungen von Gemeinen Delfinen kommen an der Ostküste der USA relativ häufig vor – vor allem in den Monaten Januar bis April. Dies liegt wahrscheinlich zum einen an der Form der Halbinsel (vergleichbar einem angewinkelten Arm mit geballter Faust; die Delfine finden aus diesem „Haken“ offenbar nicht mehr zurück ins Meer), zum anderen an den flach abfallenden Stränden und an den ausgedehnten Schlick- und Sandregionen, vermutet Katie Moore vom IFAW.

Eine Rettung der gestrandeten Delfine gestaltet sich schwierig, wie man im YouTube-Film von 2009 gut erkennen kann. Dort schlägt ein Tier wie wild mit der Schwanzflosse um sich, was eine beträchtliche Verletzungsgefahr für die Helfer bedeutet.

Tränenflüssigkeit

Im Film (sowie auf diversen Presse-Fotos der aktuellen Strandung) sieht man außerdem, dass aus dem Auge eines Delfins eine Flüssigkeit rinnt (du findest die Stelle 4:34 Minuten nach Start des Videos). Sie sieht den Tränen der Menschen sehr ähnlich, doch die Absonderung der Flüssigkeit hat nichts mit einem Gefühlsausbruch zu tun. Zumindest ist bisher noch nicht erwiesen, dass Delfine Tränen der Trauer vergießen. Das würde in ihrem Lebensraum auch keinen Sinn machen, denn unter Wasser würden die anderen Gruppenmitglieder die Tränen nicht wahrnehmen. Ein Ausdruck der Gefühle findet in den Tiefen des Meeres weniger über den Gesichtssinn als durch Körpersprache und durch Lautabsonderung statt.

Die etwas glibberige Flüssigkeit schützt die Delfine im Meerwasser vor dem aggressiven Salz und vor Bakterien. Streicht man den Delfinen über die Augen, kann man die geleeartige Masse an den Händen spüren.

Der osmotische Druck, der pH-Wert sowie der Glukose-Gehalt der Tränenflüssigkeit eines Delfins sind bedeutend größer als diejenigen beim Menschen oder bei Landsäugetieren. Dagegen sind Lysozym (Teil des angeborenen Immunsystems) und Cholesterin sehr viel weniger vorhanden. (Quelle: Marine Mammal Science)

(Weitere Quellen: 300 Dolphins Rescued Out Of Cape Cod Harbor; 40 dolphins die, 19 survive in Cape Cod strandings)

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Ein Kommentar

  1. Du kannst doch nicht den Mythos der "Delfinschützer" zerstören, die in den ach so geschundenen Zoo-Delfines immer nur unendlich traurige und auch weinende Kreaturen sehen.

    geschrieben von Ruediger

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