130 Vergrämer, die in Flensburg an Stellnetzen angebracht wurden, sollen zum Schutz der Schweinswale beitragen.
Mit diesen Warngeräten, denen weitere folgen sollen, werden die kleinen Wale von den Stellnetzen ferngehalten. Ob sich dadurch in Zukunft die Zahl der ungewollten Beifänge reduzieren lässt, wird sich zeigen.
Praxistest dauert 30 Monate
Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck übergab vor ein paar Tagen in Flensburg 130 Warngeräte an die Fischer. Nach dem Praxistest, der 30 Monate dauern soll, ist geplant, dass insgesamt 1.500 dieser auch PAL (Porpoise Alert = Schweinswal-Alarm) genannten Apparate an der gesamten Ostseeküste zum Einsatz kommen.
Fänge haben sich um 80 Prozent verringert
PAL wirke wie ein aggressives Warnsignal, erklärt der Entwickler Boris Culik die Technik. Die Tiere sollen durch Klicklaute mit extrem hohen Frequenzen via Ultraschall von den Netzen ferngehalten werden. Die Warngeräte sollen die Schweinswale quasi „aufwecken“ und sie dazu veranlassen, ihre Echoortung zu nutzen.
Mehrere Jahre lang wurde PAL in der dänischen und deutschen Stellnetzfischerei getestet. Laut Culik haben sich ungewollte Fänge um mehr als 80 Prozent verringert, wenn das Gerät eingesetzt wurde.
Erprobung an in Menschenobhut lebenden Tieren
Schweinswale kommunizieren mit Klicks und bestimmten Klick-Abfolgen, sogenannten Klicktrains. Dänische Forscher beobachteten in Kerteminde im Fjord&Beltcenter (ein Freiluft-Delfinarium in Dänemark, in dem Schweinswale gehalten werden), dass ein bestimmter Klicktraintyp (upsweep chirp) von den Tieren als gegenseitige Warnung eingesetzt und verstanden wird.
Das PAL-Warngerät baut darauf auf und erzeugt diese warnenden Kommunikationslaute. Dadurch soll PAL die Schweinswale auf die für sie gefährlichen, weil unsichtbaren Stellnetze aufmerksam machen, ohne sie gleichzeitig großräumig aus ihren Nahrungsgründen oder den Schutzgebieten zu vertreiben. PAL-Warngeräte können so helfen, sowohl die Belange des Naturschutzes als auch die Interessen der Fischerei zu erfüllen.
Fischer sind skeptisch
Nicht alle Fischer sind begeistert von dieser „Auflage“, wie sie die „freiwillige Vereinbarung“ zwischen Umweltministerium und Fischereiverbänden nennen. Das Ausbringen der Geräte sei gar nicht so einfach, geben sie zu bedenken. Wenn sich etwas verhakt, könnte der Sender wie ein Geschoss wirken.
Ob die Ostsee auf Dauer ohne Ausweisung von Schutzgebieten, in denen nicht mit Stellnetzen gefischt werden darf, auskommen wird, bleibt abzuwarten.
(Quellen: Flensburger Tagblatt und diverse Artikel der MEERESAKROBATEN)
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